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Einträge im Grundsteuercataster
Im Stadtarchiv Zwickau in der Lessingstraße befinden sich die Unterlagen zum
III.ter Steuerkreis Steuerbezirk Zwickau
Grundsteuercataster über Pölbitz bei Zwickau
mit Vorschriften zum Gebrauch und zur Haltung der Grundsteuercataster vom 2.6.1856 des Finanz Ministeriums, in dem das
Flurstück 637 erstmalig unter Kontonummer 16 der „Besitzstandsbücher“ aufgeführt ist.
Die Kontonummer 16 von Johann Ferdinand Winkler ist lt. Grundbucheintrag vom 9. April 1890 auf Herrn Oskar Richard Winkler,
Pölbitzer Str. 26 übertragen worden.
Am 20. September 1929 ist ein Folgeeintrag vermerkt, wodurch hiermit eine erste Jahreszahl für die Existenz des Flurstücks
festgeschrieben ist.
Nachtrag 1097 weist eine Zergliederung des Flurstücks lt. Grundbucheintrag vom 26. März 1934 aus; Nachtrag 1174 weist eine
Berichtigung der Grenzdarstellungen mehrerer Flurstücke lt. Grundbucheintrag vom 23. August 1940 aus.
Der Nachtrag 1196 weist den Eigentumsübergang des Flurstücks 637 von Kontonummer 16 auf Kontonummer 363 lt.
Grundbucheintrag vom 5. Dezember 1942 aus.
Unter Kontonummer 363 sind folgende Vermerke aufgeführt:
„Zwickauer Fahrzeugfabrik, vormals Schumann“
Seit 22. Juli 1936:
„Auto-Union Aktiengesellschaft in Chemnitz“
Seit 24. Januar 1949:
„Eigentum des Volkes, I.F.A. Vereinigung volkseigener Fahrzeugwerke in Chemnitz“
Seit 20. Oktober 1949:
„Eigentum des Volkes, Vereinigung volkseigener Betriebe -Land Sachsen- Fahrzeugbau in Chemnitz als Rechtsträger“
Der Nachtrag 1264 weist den Eigentumsübergang des Flurstücks 637 von Kontonummer 363 auf Kontonummer 427 lt.
Grundbucheintrag vom 16. und 21. Februar 1952 aus.
Unter Kontonummer 427 sind folgende Vermerke aufgeführt:
Seit 16. Februar 1952:
„Eigentum des Volkes, der volkseigene Betrieb I.F.A. Werk Horch als Rechtsträger“
Seit 10. April 1952:
„Eigentum des Volkes, der volkseigene Betrieb I.F.A. Fahrzeugwerke Audi als Rechtsträger“
Der Nachtrag 1287 weist den Eigentumsübergang des Flurstücks 637 von Kontonummer 427 auf Kontonummer 108 lt.
Grundbucheintrag vom 9. Dezember 1953 aus, mit dem Besitzvermerk „Eigentum des Volkes, der Rat der Stadt Zwickau als
Rechtsträger“.
Als Nutzungsart ist über die gesamten Jahre „Feld, Wiese, Wald“ zum Flurstück eingetragen.
Damit enden die Aufzeichnungen im Grundsteuerkataster.
Die Torpedoabdruckstelle
Über die Nutzung des Geländes vor Errichtung der Gartenanlage liegen keine Dokumente vor. Nach mündlichen Überlieferungen von Heinz Wengler,
einem „Pölbitzer Urgestein“ befand sich während des Zweiten Weltkrieges eine „Torpedoabdruckstelle“, das ist eine Testanlage für
Gefechtstorpedos, auf dem Gelände. Das Betonfundament am Südeingang ist ein letzter Zeuge dieser Bauwerke.
Auf dem Gelände der benachbarten Auto Union erfolgte die Produktion der Torpodoholkörpe. Diese wurden auf der „Torpedoabdruckstelle“
getestet und vermutlich anschließend nach Kiel geliefert.
Für diese Arbeiten wurde KZ-Häftlingen eingesetzt. Bereits ab 1934 waren die zur Auto – Union Chemnitz AG gehörenden Werke
Audi und Horch, Fertigungsstätten für die Rüstungsproduktion, für Wehrmachtsfahrzeuge, Flugzeuge und Torpedos. Nach
Kriegsbeginn wurden in dieser Produktion mehr als 3000 Zwangsarbeiter eingesetzt. Im August 1944 begannen die
Vorbereitungen zur Errichtung eines KZ - Häftlings Arbeitskommandos bei den Horch-Werken. Die Konzernleitung der
Auto-Union hatte beim SS - Wirtschaftsverwaltungshauptamtes in Oranienburg die Forderung nach 1000 arbeitsfähigen
KZ – Häftlingen gestellt.
Die ersten 210 Häftlinge kamen am 13.September 1944 in das Lager nach Zwickau. Es folgten weitere Transporte um die
geforderte Zahl zu erreichen. So überstellte das Hauptlager Flossenbürg am 17. Oktober 1944 weitere 300 Häftlinge nach
Zwickau. Am 20. Oktober 1944 zählte das Lager 511 Häftlinge, einen Monat später bereits 886 Häftlinge. Das Lager selbst
konnte bis zu1000 Häftlinge aufnehmen.
Seit dem 11. September 1948 steht am Schwanenteich im Stadtpark nahe dem Zwickauer Zentrum, ein „Mahnmal für die Opfer des
Faschismus“. An dieser Stelle waren bereits am 12. August 1945 die Urnen von 320 umgekommenen und ermordeten Häftlingen aus
dem KZ – Außenlager Flossenbürg im Werk Horch und Mülsen St. Micheln feierlich beigesetzt worden.
DDR-Zeit
Die Verwaltung des städtischen Grundstücks oblag zu DDR-Zeiten nach unserem Kenntnisstand der kommunalen Wohnungsverwaltung
dem „VEB Gebäudewirtschaft“ der Stadt Zwickau, der auch die Pacht für das Gelände erhielt.
Die Flurkarte aus dem Jahr 1980 zeigt den Südbereich der Gartenanlage mit
eingezeichneten Starkstromkabeln die vom
ehemaligen Umspannwerk an der Pölbitzer Straße unter dem Hauptweg im Südbereich der Gartenanlage verlaufen und am Haupttor
das Gelände der Gartenanlage verlassen
Flurstück
637/12
Das Flurstück erstreckte sich über mehrere Wohnhäuser der
Anliegerstraße und Wiese, die Kleingartenanlage und die
Garagenkomplexe. Über die Hausgärten hinter der
Franz-Mehring-Str. 67-71 reicht das Flurstück bis an die
Pölbitzer Straße.
Der Kleingärtnerverein löste sich zum 01.01.2003 aus dem
Generalpachtvertrag heraus und pachtete
8.350 m² Grundstück mit Flurstücks-Nr.: 637/12 der Gemarkung
Pölbitz mit einer Fläche von 8.350 m² zum Zwecke der
nichterwerbsmäßigen kleingärtnerischen Nutzung an der
Franz-Mehring-Str. abs. im eigenen Namen.
Aufgrund eines Veränderungsnachweises des Staatlichen
Vermessungsamtes Zwickau vom 29.08.2000 gilt die
geänderte Flurstücks-Nr. 637/17. Bei dieser
Änderung sind die Wohnhäuser im Nordbereich vom gemeinsamen
Flurstück herausgelöst worden.
Bebauungsplan
067B
Gemäß
Satzung der Stadt Zwickau über den Bebauungsplan Nr. 067B
Zwickau-Nord, zwischen Dorotheenstr. und Schlachthofstr. die
seit 22.04.1999 in Kraft ist, besitzen die Gartenparzellen der
Kleingartenanlage und der angrenzenden Garagenanlage "Nord
- An der Industriebahn" den Status Dauerkleingartenland.
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