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PÖLBITZ
- KURZVITA ZUM STADTTEIL
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Zahlen
und Fakten
1118: Zwickau wird zum erstenmal urkundlich erwähnt. In der am
1. Mai im Kloster Bosau bei Zeitz ausgestellten Urkunde Bischof
Dietrichs I. von Naumburg wird der von den Sorben bewohnte Gau
als "Territorio Zcwickaw" bezeichnet, in dem er eine
Marienkirche weihte. Diese Kirche, im einstigen Dorf Osterwein,
etwas südlich der Moritzkirche gelegen, stiftete Gräfin Bertha
von Groitzsch, welcher der Gau gehörte.
Die im Mittelalter gebräuchliche Bezeichnung „Osterwen“ ist
von der slawischen Namensform „Ostrov no“ (=Ort auf
wasserumflossener Erhöhung) abzuleiten. Die neuere
archivalische und archäologische Forschung bestätigte nach
vielen Irrwegen die Aussage des Chronisten Laurentius Wilhelmi
von 1633:
„St. Moritzkirche wird vor die elteste Kirche gehalten, weil
sie anfangs zur Hauptkirche gewidmet gewesen; als sie aber in
Erbauung der Stadt außerhalb geraten ist, ist hernach eine
kleine Kirch daraus geworden..., dahin neben etlichen
Vorstädtern in selber Gegend die beiden Dörfer Pölwitz und
Eckersbach gepfarrt sind“.
Die günstige Lage der Stadt an zwei wichtigen Handelsstraßen,
dem "Böhmischen Steig" (der späteren
"Salzstraße") und dem "Polnischen Gleis",
führte zu einer raschen Besiedlung der Gegend und zum Entstehen
einer Kaufmannssiedlung.
Zwischen 1192 und 1212 zur Stadt erhoben, gelangte Zwickau 1212
einschließlich des Grundbesitzes der Marien- und Moritzkirche
an den Markgrafen Dietrich. Das Patronat beider Kirchen wurde
dem 1219 von Zwickau nach Eisenberg verlegten
Zisterzienserinnenkloster übertragen.
1290 erwarb Kaiser Rudolf von Habsburg das Pleißner Land und
Zwickau wurde neben Altenburg und Chemnitz zur Reichsstadt
erhoben. Sie blieb bis 1348 reichsunmittelbar. Nach der Schlacht
bei Lucka 1307 bekam die Stadt Markgraf Friedrich den Freidigen
zum Schutzherrn und gelangte schließlich durch Verpfändung
wieder an die Wettiner, bei denen sie bis zur Revolution 1918/19
blieb.
1348 bekam die Stadt ihr erstes eigenes Stadtrecht, in welchem
neben Pflichten und Rechten der in Zwickau ansässigen Bürger
auch die ersten Handwerksinnungen mit ihren Ordnungen
aufgeführt wurden. Grundlage dafür war der Sachsenspiegel von
Eike von Repgow aus dem 13. Jahrhundert.
1350: Die Dörfer Osterweih und Pölbitz (Belwitz) gingen in den
Besitz von Zwickau über. Für den Bezirk außerhalb der
eigentlichen Stadt wurde deshalb das Schultheißengericht
gebildet mit vier Schöffen (später sechs) und einem jährlich
gewählten Schultheiß.
1430: Vom 14. bis 19. Januar standen fünf feindliche
Hussitenheere vor Zwickau. Die Stadtbefestigung erlebte dabei
eine große Bewährungsprobe. Nachdem die Belagerer die
Uneinnehmbarkeit der Stadt erkannten (die Zwickauer wehrten sich
u.a. mit Steinbüchsen), zerstörten und plünderten sie die
Vorstädte und benachbarte Gemeinden. Sie brannten das
Georgenhospital, die Margarethenkirche, die Ratsziegelei und die
Dörfer Osterweih, Marienthal, Rappendorf, Planitz, Weißenborn
und Pölbitz nieder.
Der besondere Wohlstand der Stadt resultierte aus dem
Fündigwerden am Schneeberg mit seinen reichen Silbervorkommen
um 1470. Zahlreiche Zwickauer Bürger, darunter besonders Martin
Römer und Hans Federangel, kamen zu großem Reichtum, der
seinen Niederschlag u.a. in vielen massiven Bürgerhäusern
fand. Zwickau entwickelte sich zum Versorgungszentrum der neu
entstehenden Orte im sächsischen Erzgebirge. Neben der
wirtschaftlichen Blüte kam es auch auf kulturellen Gebiet zum
Aufschwung. Besonders die Lateinschule, 1520 mit der 1519 von
Georgius Agricola gegründeten griechischen Schule vereinigt,
war bis weit über die Grenzen Sachsens hinaus bekannt. 1523
entstand die erste Buchdruckerei. Der Bildschnitzer Peter Breuer
und die Dramendichter Paul Rebhuhn und Hans Ackermann wirkten in
der Stadt.
1520 lebte Thomas Müntzer in der Stadt und predigte zuerst in
St. Marien und ab Oktober 1520 bis April 1521 in der
Katharinenkirche. Martin Luther verweilte vom 28. April bis 02.
Mai 1522 in Zwickau, wobei er vier gewaltige Predigten hielt:
zwei in der Klosterkirche, eine im Schloss und eine von einem
Rathausfenster aus auf dem Markt. Philipp Melanchton, ein Freund
Luthers, sagte über Zwickau: Eine Perle in diesem Lande ist
Zwickau von jeher gewesen, weil es über Zucht und Sitte mit
größter Strenge wacht als die meisten anderen Städte und weil
es fruchtbar ist an vielen Talenten und viele Bürger gehabt hat
und noch hat, die durch ihre Bildung hervorragen, dass sie ganz
Deutschland zur Zier gereichen. In Kunst und Wissenschaft
übertrifft Zwickau alle Städte dieser Lande.
Nach dem Schmalkaldischen Krieg 1547 kam die Stadt an Herzog
Moritz, welcher im Ergebnis des Krieges die Kurfürstenwürde
erhielt, und somit an die albertinische Linie der Wettiner.
Der Rückgang der Silbervorkommen und die Auswirkung von Kriegen
führten ebenso wie die verheerenden Pestepidemien im 17.
Jahrhundert dazu, dass Zwickau in seiner wirtschaftlichen
Entwicklung stagnierte, das Handwerk zum Erliegen kam, die
Bevölkerungszahl dramatisch sank und die Stadt immer mehr auf
den Stand einer sächsischen Kleinstadt zurückfiel.
Mit der Einführung der Dampfmaschine in der 1. Hälfte des 19.
Jahrhunderts und dem damit verbundenen industriellen Abbau der
seit dem 14. Jahrhundert nachweisbaren Steinkohle unter dem
Stadtgebiet sowie dem Anschluss und Ausbau des Eisenbahnnetzes
erfolgte ein enormer wirtschaftlicher Aufschwung.
Seit dem 19. Jahrhundert prägten neben den Bergbau verschiedene
Unternehmen, die teilweise durch ihn bedingt waren z.B. die 1840
entstandene Eisenhütte, die "Königin-Marien-Hütte",
das Gesicht der Stadt. Maschinenfabriken wurden gegründet,
Seilfabriken wurden notwendig, chemische und keramische Werke
sowie Steinzeug- und Porzellanfabriken und Ziegeleien
entstanden. 1904 gründete der bei Benz ausgebildete Ingenieur
August Horch die A. Horch & Cie.-Motorenwerke AG und legte
damit den Grundstein für den Automobilbau in Zwickau. Auf
wissenschaftlichen Gebiet brachte der wirtschaftliche Aufschwung
ebenfalls neue Impulse. So wurden 1862 die Bergschule und 1897
die Ingenieurschule eröffnet. Bedeutende Persönlichkeiten
prägten die Stadt zu ihrer Zeit. 1810 wurde hier der berühmte
Komponist Robert Schumann geboren. 1881 wurde in Zwickau der
Maler und Grafiker Max Pechstein geboren. Viele seiner Werke
befinden sich heute im städtischen Museum, welches 1914
eingeweiht wurde. Als Zweckbau beherbergt es neben den
Sammlungen des Museums die Ratsschulbibliothek und das
Stadtarchiv. Max Pechstein zu Ehren wird jedes Jahr der
Max-Pechstein-Preis vergeben. 1847 wurde der bedeutende
Hirnforscher Paul Flechsig und 1883 der Schriftsteller Kurt
Arnold Findeisen geboren. Rasches Wirtschaftswachstum und ein
enormer Arbeitskräftebedarf ließen Zwickau zu einem
Industriezentrum werden. Das städtische Territorium wurde durch
Eingemeindung umliegender Orte wesentlich erweitert.
1868: Am 23. Mai bildete sich die „Actien-Bierbrauerei zu
Pölbitz“, die später unter dem Namen „Sächsische
Union-Brauerei AG“ firmierte. Sie war gleichzeitig die
Fortführung der Beucheltschen Brauerei.
Mit dem damals reichlich 2000 Einwohnern zählenden Dorf
Pölbitz begann am 1. Januar 1895 Zwickau seinen
„Eingemeindungs-Feldzug“. Heute hat Pölbitz, dessen
dörflicher Charakter fast restlos verschwunden ist, 3400
Einwohner in 365 Gebäuden, 500 Wohnungen stehen leer. Wie
überall in der Stadt überwiegen die Ein-Personen-Haushalte.
Ihr Verhältnis zu den „Dreiköpfigen“ beträgt 1230:175.
Der Stadtteil wird begrenzt von der Kurt-Eisner-Straße /
Nordplatz – Mulde / B93 – Flurgrenze Crossen und Bahnlinie.
1903: Am 31. Mai eröffnete die seit dem Vorjahr im Bau
befindliche „Neue Welt“ an der Leipziger Straße. Der
Terassensaal bot 3000 Gästen Platz (bei Tanzveranstaltungen nur
die Hälfte) und galt als Westsachsens größtes Etablissement
dieser Art. Außerdem gab es noch eine große Festwiese und
einen Park.
1909: Am 16. Juli hob Horch nach seinen Weggang aus der alten
Stammfirma (er war vom Aufsichtsrat mit 20.000 Mark abgefunden
worden) in der Lessingstr. 51 die August Hoch Automobilwerke
GmbH aus der Taufe. Wegen Namensstreitigkeiten auf Grund einer
Beschwerde des ersten Werkes, wandelte Horch ein Jahr später
den neuen Betriebsnamen in „Audi“ um.
1946: Am 1. Januar wurde der alte HORCH Betrieb von der
„Sächsischen Aufbauwerk GmbH“ treuhänderisch verwaltet. Am
1. Juli wurde diese der Industrieverwaltung 19, Fahrzeugbau
(IFA) angeschlossen.
1955: Am 26. Juni eröffnete das „Volksbad Pölbitz“ an der
Stelle des am Kriegsende zerstörten und nun wiederhergestellten
„04-Bades“.
Am 3. September stellte das Automobilwerk Zwickau auf der
Leipziger Messe seinen P 70 mit Duroplastkarosserie vor.
Sehens-
und Wissenswertes
Pölbitz
besitzt eine große Zahl interessanter, wertvoller älterer
Wohnhäuser, teilweise sogar in Quartierbebauung. Im Umfeld
sanierter Häuser fallen „vergessene“ Bauten besonders
negativ auf.
Im Stadtteil befindet sich das Ballhaus „Neue Welt“ mit
seinem imposanten Terrassensaal und dem Park sowie das
Automobilmuseum. Beides sind Kulturstätten von inter-
nationaler Ausstrahlungskraft. Auch die Muldenpromenade und das
04-Bad ziehen Besucher an. Nach der Wende verschwanden schnell
einst so wichtige Betriebe wie Schlachthof, Baumwollspinnerei,
Zellstoffwerk und
Eisenwerk. Damit gingen tausende Arbeitsplätze verloren. Der
Verlust konnte bisher nicht kompensiert werden.
Die
Neue Welt mit Parkanlagen in den 20-iger Jahren
Gewerbe, Handel und Bildung
In
Pölbitz haben sich etliche große Handelseinrichtungen, Autohäuser,
Zulieferer für VW, Bildungsinstitute sowie das Arbeitsamt
angesiedelt. Der Stadtteil bietet reichlich Raum für das
Einheimischwerden weiterer Gewerbe, was die Stadtverwaltung
zielgerichtet fördern will. Pölbitz gilt als verkehrsmäßig
gut erschlossen, obwohl das Straßennetz modernen Anforderungen
noch nicht gewachsen ist. Besonders beim Straßenverkehr
gibt es Nutzungskonflikte zwischen Gewerbe und Wohnbevölkerung.
Der
Bahnhof in den 20-iger Jahren
Ziele
und Visionen
Die
Nähe von Wohn- und Gewerbeflächen bietet den Vorteil kurzer
Wege von und zur Arbeit. Pölbitz soll als Gewerbestandort
weiter profiliert werden. Gleichzeitig wird der Stadtteil auch künftig
für viele Zwickauer beliebte Wohngegend sein.
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