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HISTORISCHE
FIRMEN
Die
Industriebahn Zwickau - Crossen - Mosel
Gegen
Ende des 19. Jahrhunderts bestand im Süden der Stadt Zwickau
ein weit verzweigtes Industriebahnnetz, welches vorrangig dem
Abtransport der hier geförderten Steinkohle diente. Der Norden
der Stadt, den die 1858 eröffnete Ferneisenbahn nur tangierte,
wies hingegen kaum Industrie auf. Der fehlende direkte
Gleisanschluss stand Neuansiedlungen entgegen.
Das erste große Unternehmen, die Papierfabrik von Carl und Paul
Leonhardt, wurde an der Zwickauer Mulde bei Crossen errichtet.
Im April 1887 konnte ein 3,5 km langes, privat finanziertes
schmalspuriges Anschlussgleis, beginnend im Bahnhof Mosel, in
Betrieb genommen werden.
Am 2. März 1889 entstand das Projekt einer regelspurigen
Strecke vom Bahnhof Zwickau über Crossen nach Mosel. Sie sollte
ausschließlich dem Güterverkehr vorbehalten bleiben. Unterstützt
wurde das Projekt durch die Gründer der Crossener Papierfabrik
und den Zwickauer Stadtbaurat Kretzschmar, der sich eine
Industrialisierung des Gebietes Pölbitz/Crossen versprach und
das notwendige Areal kostenlos zur Verfügung stellen ließ.
Nach der Gründung einer Aktiengesellschaft im Jahr 1890, zu
deren Vorstand auch der Zwickauer Oberbürgermeister Streit gehörte,
und der Konzessionserteilung durch die sächsische Regierung am
22. November 1891 begann im April 1892 der Bahnbau.
Die feierliche Eröffnung der Industriebahn
Zwickau-Crossen-Mosel fand Sonnabend am 8. Juli 1893. Zwei Tage
darauf begann der offizielle Betrieb. Diesen führte die
Staatseisenbahn zu Lasten der Bahngesellschaft durch. Zum
Jahresbeginn 1900 ging die Industriebahn durch Ankauf in den
Bestand der Staatseisenbahnverwaltung über.
Wie erwartet, führte die Strecke zu einem raschen industriellen
Aufschwung des Gebietes. Bis zum Ersten Weltkrieg entstanden
neun neue Anschlussgleise, darunter zu den Automobilwerken Horch
und Audi und 1908 zum Sandwerk Oberrothenbach. Von letzterem
Anschluss führte eine 2,62 km lange Seilbahn zu den Sandgruben
bei Dänkritz/Helmsdorf. Das gewonnene Material wurde zum Verfüllen
aufgelassener Grubenbaue im Steinkohlenbergbau genutzt und dazu
mit speziellen Selbstentladewagen nach Schedewitz transportiert.
Bis 1945 blieben die Leonhardtschen Papier- und
Zellulosefabriken jedoch die Hauptkunden der Industriebahn. Als
einziger Anschließer besaßen sie drei eigene Dampflokomotiven
mit Lokschuppen im Fabrikgelände. Um 1925 erhielt die
Zellulosefabrik einen eigenen Gleisanschluss zum Übergabebahnhof
Crossen. Die Mulde und eine Flutrinne mussten dazu auf einer über
100 m langen Brücke aus Beton und einem 40 m-Fachwerkträger über
der Stromöffnung überquert werden.
Die Linie blieb zwar von Kriegszerstörungen verschont, Ende
1945 begann jedoch die vollständige Demontage der Papierfabrik
C. F. Leonhardt als Reparationsleistung. Bis 1950 fertigte man
in den leerstehenden Werkhallen Hohlblocksteine. Der ebenfalls
abgebaute Übergabebahnhof Crossen wurde nach einer Anordnung
vom 13. Februar 1948 wiederhergestellt, da die frühere
Zellulosefabrik als nunmehr volkseigener Betrieb die Produktion
wieder aufnahm.
Für das Werksgelände des ungenutzten Nachbarunternehmens
zeigte die SDAG Wismut Interesse. Am 1. Juni 1950 übernahm sie
die Fabrikgebäude und das Anschlussgleis und richtete in der
Folge einen Betrieb zur Uranerzaufbereitung ein, der anfangs die
Tarnbezeichnung „Fabrik 38“, ab 1968 den Namen „Objekt
101“ führte. Der Anschlussbahnvertrag mit der Reichsbahn trat
am 1. Januar 1952 in Kraft.
Nachfolgend kam es zu zahlreichen Umbauten und Erweiterungen der
Gleisanlagen. Die Gleisbögen im Anschluss wurden von 100 auf
180 m Radius aufgeweitet, um den Einsatz von Reichsbahnloks zu
ermöglichen. Im Frühjahr 1953 entstand der als „Neuanlage“
bezeichnete Streckenanschluss am km 4,661, der zur Erzentladung
diente. Dort und in Crossen entstanden neue Stellwerke. Die
Muldebrücke zur „Altanlage“ wurde 1955 erneuert.
Bis 1952 lagerte man die anfallenden Erzschlämme direkt am
Muldeufer, danach nahmen Absetzbecken bei Dänkritz und
Helmsdorf (ab 1958) die kontaminierten Spülrückstände auf.
Zwischen 1950 und 1960 kreuzte am km 4,223 eine 600 mm-spurige Förderbahn
zur Eisengießerei das Industriebahngleis. Das schwenkbare
Gleisjoch ersetzte man 1956 durch eine Gleiskreuzung. Am 28. März
1960 erhielt der stark frequentierte Bahnübergang
Crimmitschauer Straße eine Haltlichtanlage. Am 20. Juli 1976
wurde ein Gleis zum Umspannwerk Crossen in Betrieb genommen.
Zum 31. Dezember 1989 stellte das „Objekt 101“ die planmäßige
Uranerzaufbereitung ein. Im darauffolgenden Jahr wurden nur noch
Restbestände verarbeitet und das Werk schrittweise stillgelegt.
Im Jahr 1991 begann die Demontage des Aufbereitungsbetriebes
Crossen; zum Jahresende wurde ebenfalls der Rangierbetrieb der
werkseigenen Dieselloks auf der Anschlussbahn zum Zellstoffwerk
eingestellt.
Am Wochenende des 11./12. September 1993 erlebte die
Industriebahn noch einmal einen Höhepunkt ihrer Geschichte. Anlässlich
des einhundertjährigen Bestehens der Strecke verkehrten erst-
und auch letztmalig planmäßige Personenzüge zwischen Zwickau,
Crossen und Mosel.
Am 30. April 1999 wurde die Strecke von km 2,650 bis Mosel in
ein Nebengleis umgewandelt und der Rest (incl. Übergabebahnhof
Crossen) stillgelegt und der Rückbau begann. Die Muldebrücke
zur WISMUT-Altanlage riss man im Frühjahr 2001 ab, die
markanten Stellwerksbauten in Crossen existieren ebenfalls nicht
mehr.
In
unmittelbarer Nachbarschaft zur Gartenanlage befindet sich auf
dem Gelände der ehemaligen Baumwoll- und Kammgarnspinnerei und
des Sachsenring Werk III heute die „metaWerk
Aktiengesellschaft“ als Betreiber der Fläche und der
Immobilien.
Es sind heute das Arbeitsamt und Automobilzulieferer des
VW-Werkes in Mosel auf dem Gelände angesiedelt. Die
infrastrukturelle Anbindung gestattet den Automobilzulieferern
eine „Just in Time“-Produktion, d.h. es wird eine
individuelle arbeitstaktkonforme Anlieferung an das
Produktionsband von VW durchgeführt.
Konsum-Bäckerei
Nahezu
ein Jahrhundert lang war der hauptsächlich von Sozialdemokraten
gegründete Konsum im Zwickauer Raum eine ökonomische und
politische Macht. Zur Wende 1989/90 besaß er in Stadt und Kreis
über 56.000 Mitglieder, 280 Verkaufstellen und 18 Gaststätten.
Außerdem hatten etliche Privathändler Kommissionsverträge mit
dem Konsum abgeschlossen. Einer der prominentesten war Paul
Thomas, bekannt als „Spielwaren-Thomas“.
Die
Zwickauer Kammgarnspinnerei in Pölbitz
wurde
1899 in der Pölbitzer Str. 7 als Aktiengesellschaft gegründet,
am 5. März wurde ihre Gründung bekannt gegeben. Das Grundstück
grenzte direkt an die Anlagen der Baumwollspinnerei. Beide
Betriebe gehörten in einen Besitz und nutzten vieles Gemeinsam,
z.B. die Einfahrt und Gleisanlage zur Entladung des Rohstoffes
und Leergutes.
Zum Betrieb der Spinnmaschinen diente eine Dampfmaschine von
1.200 PS mit 4 Kesseln von 12 atm Überdruck Dampf, außerdem
eine Dampfmaschine zum Betrieb einer Dynamo-Maschine von 110
Volt Spannung und 520 Ampere Stromstärke. Das erforderliche
Wasser schaffte eine Mammutpumpe. Die Versorgung der
Fabrikanlage mit Wasser geschah durch eine Wasserleitung, welche
das Wasser aus der Mulde entnahm und aus einer Entfernung von
1.000 Meter der Fabrik zuführte.
Die
Spinnmaschinen waren in der Hauptsache englischen Ursprungs.
Gearbeitet wurde an ca. 50.000 Spindeln. 1930 arbeiteten 251
Beschäftigte mit einem durchschnittlichen Wochenlohn von 10,91
Mark im Werk.
Am 1. Januar 1952 wurde die Zwickauer Kammgarnspinnerei in Pölbitz
volkseigener Betrieb. Somit war die Firma 5 1/2 Jahre nach dem
Volksentscheid und treuhänderischer Verwaltung in dieser Zeit
erloschen und in das Eigentum des Volkes übergegangen.
Im Jahre 1953 wurde die Kammgarnspinnerei Pölbitz an den Großbetrieb
der Zwickauer Kammgarnspinnerei Silberstraße als Werk II
angegliedert. 1955 erfolgte die Verlegung des Werkes nach
Silberstraße. Die Produktionsstätte in Pölbitz wurde geräumt.
Die
Waggon- und Wagenfabrik Hermann Schumann
1903
wurde in Pölbitz die Waggon- und Wagenfabrik Hermann Schumann
gegründet. Hermann Schumann war Schmied aus Werdau und hatte
dort seit 1866 eine Schmiede mit Waggonbau. Er gründete 1894 in
Werdau einen größeren Betrieb, indem verschiedene Möbelwagen
und Rollwagen für den Pferdezug, aber auch Wagen für die
Eisenbahn gebaut wurden.
In
Leubnitz an der Greizer Straße entstand 1897 die Sächsischen
Waggonfabrik GmbH. Später sind sie Schumann Werke, danach Loma
Waggonbau und schließlich VEB Kraftfahrzeugwerk „Ernst
Grube“ Werdau geworden.Das Gelände wurde zu klein, deshalb
wurde in Pölbitz eine Wagen- und Waggonfabrik gegründet. Es
wurden verschiedene Fahrzeugaufbauten, z.B. Busaufbauten
hergestellt.
1917 musste die Familie Schumann aus wirtschaftlichen Gründen
ihr Aktienpaket an die Werdauer Waggonfabrik abgeben. Somit war
die Schumann-Fabrik am Ende. Der Zwickauer Betrieb heißt jetzt
Fahrzeugbau Zwickau vorm. Schumann.
1928 wurde dieser Betrieb in der Dorotheenstraße geschlossen
und an Horch verkauft. Daraus wurde zu DDR-Zeiten der VEB
Sachsenring Werk III.
Der
Vieh- und Schlachthof
Als
Zwickau 1889/90 einen Vieh- und Schlachthof plante, war das ein
gewaltiger Fortschritt. Mit Viehhof, Schlachthallen, Kühl- und
Tiefkühlhäusern, Werkstätten, Wohnungen wurden Gebäude
errichtet, die heute mehrheitlich Denkmalschutz genießen.
Am 8. Januar 1894 war die Einweihung. Das Interesse der Öffentlichkeit
war gewaltig, neben den Zwickauer Bürgern interessierten sich
naturgemäß auch die Bauern für den Komplex. Die Anlagen waren
in eine „reine“ und „unreine“ Seite aufgeteilt. Die
Viehanlieferung erfolgte nur über die „unreine“ Seite. Ein
Tierarzt vollzog zunächst die „Lebendbeschau“. Ein großer
Fortschritt war auch der Eisenbahnanschluss.
Auf
dem neuen Schlachthof hatte alles Stil. Markttage wurden
feierlich mit dem Klang einer Glocke, die am Pförtnerhaus
angebracht war, eröffnet. Im Jahr 1899 wurden hier insgesamt
aufgetrieben: 10.736 Rinder, 35.917 Schweine, 4.279 Kälber,
12.246 Schafe. Nicht alle Tiere wurden hier geschlachtet. Einige
wechselten auch einfach nur ihren Besitzer.
In
den Kriegsjahren gingen Viehhandel und Schlachtung zurück. Die
gesamte Wirtschaft wurde stark reglementiert. Durch den
Bombenangriff am 7. Oktober 1944 wurden sämtliche
Schlachthallen, aber auch Laboreinrichtungen und weitere Anlagen
zerstört. Die Notschlachtanlage blieb erhalten, dort wurden
dann mit hohem persönlichen Einsatz der Arbeiter alle
Schlachtungen durchgeführt. Nach dem Krieg erfolgte unter großem
persönlichem Einsatz der Belegschaft der Wiederaufbau. Die
Zwickauer waren die ersten hier im Osten, die ihren Betrieb
wieder hergestellt hatten. Insbesondere die Materialbeschaffung
war schwierig. Pfiffige Kollegen sicherten damals die
Zementanlieferung per Kesselwagen. Das Entladen war kurios: Ein
Kollege kletterte rein und hievte an einem Kälberstrick den
Zement eimerweise heraus.
Im Winter 1950/51 wäre es beinahe zu einer gewaltigen
Katastrophe gekommen. Ein Bauer hatte eine selbst abgestochene
Kuh gebracht. Diese war für die normale Verarbeitung
freigegeben worden. Plötzlich stellten die Männer eine
geschwollene schwarzrote Milz fest. Milzbrand! Eine tödliche
Gefahr. Alle 15 Mitarbeiter, die mit dem Tier Berührung hatten,
erfuhren: Euer Leben hängt an einem seidenen Faden. Per
Schnellzug sollten die Serumwerke Dessau Serum liefern. Als
Sofortmaßnahme mussten die 15 Mitarbeiter heraus aus den
Arbeitsklamotten, sich gründlich desinfizieren und Trainingsanzüge
anziehen. Zur „Beruhigung“ erhielt jeder eine Flasche
hochprozentigen Schnaps, dann Abtransport in eine Isolierbaracke
des Krankenhauses. Am anderen Tag dann Entwarnung: Alle 15
Mitarbeiter leben.
Manch lustige Begebenheit ergab sich beim Hinaustreiben der
Tiere aus den Eisenbahnwaggons, wenn die Flucht in nahe gelegene
Kleingärten erfolgte.
Portrait
August Horch
August
Horch war ein Automobilingenieur der ersten Stunde, der es
verstand bemerkenswerte technische Neuerungen entschlossen
durchzusetzen. Er hat dabei dem Motorwagen auf dem Weg zum
Automobil entscheidende Impulse mitgegeben. Auf dem Feld des
Antriebs war er einer der ersten, der die Kardanwelle zur Kraftübertragung
nutzte. Außerdem wurden bei Horch-Fahrzeugen von Anfang an
Kurbel- und Getriebegehäuse aus Leichtmetallguss und hochfeste
Stähle für die Zahnräder verwendet. August Horch ging es
immer um praktische Nachfolgeverbesserungen am Automobil. Er
wollte bessere Gebrauchseigenschaften für seine Fahrzeuge
umsetzen und das immer in bester Qualität. Seinen Leitsatz,
dass er „unter allen Umständen nur große, starke und gute
Wagen bauen wolle“, hat Horch zielgerichtet verwirklicht.
August Horch kam am 12. Oktober 1868 im Moseldorf Winningen als
Sohn eines Dorfschmieds zur Welt. Er lernte zunächst den Beruf
seines Vaters. Für das Schmiedehandwerkaber ungeeignet, begann
er nach einigen Wanderjahren sein Studium am damals sehr
bekannten Technikum Mittweida. Dort schloss er als
Betriebsingenieur ab und arbeitete für verschiedene
Konstruktionsbüros in Leipzig und Rostock. 1896 übernahm Horch
bei Benz & Cie. in Mannheim die Leitung des Motorwagenbaus.
Doch Carl Benz, der ein konservativer Neuerer war, sträubte
sich gegen die meisten Vorschläge, Erfindungen an seinen
Konstruktionen vorzunehmen.
Mit dieser Situation unzufrieden machte sich August Horch schließlich
selbständig. Zusammen mit einem Teilhaber gründete er im
November 1899 die Horch & Cie. in Köln. Als jedoch das
vorhandene Kapital zur Neige ging, zog Horch mit seinen
Zeichnungen im Koffer durch Deutschland, um Geldgeber für
weitere Projekte zu finden. In Sachsen fand er einige
Industrielle, die bereit waren, seine Ideen zu finanzieren.
Er zog daraufhin mit allen Maschinen und Anlagen 1902 zunächst
nach Reichenbach und 1904 nach Zwickau um. Im gleichen Jahr
wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt.
August Horch verstand sich stets als Patriarch seines
Unternehmens. Er war als technischer Direktor gegenüber dem
Aufsichtsrat Rechenschaft schuldig.
Als es zu Differenzen zwischen ihm und der kaufmännischen
Leitung der Horch-Werke AG kam, verließ er 1909 das von ihm
gegründete und nach ihm benannte Unternehmen. Noch im gleichen
Jahr gründete August Horch in Zwickau ein neues
Automobil-Unternehmen an der heutigen Audistraße. Da sein Name
bereits vergeben und als Markenzeichen geschützt war, wählte
er als neuen Firmennamen die lateinische Übersetzung
„Audi“. Seine neuen Fahrzeuge erregten schon bald Aufsehen.
Während des Ersten Weltkrieges übernahm er organisatorische
Aufgaben und war nach dem Krieg in Berlin als Sachverständiger
für Kraftfahrzeugtechnik sowie in vielen Gremien der deutschen
Automobilindustrie tätig. Nach Gründung der Auto Union wurde
Horch in den Aufsichtsrat berufen und wirkte als Berater in
technischen Grundsatzfragen für dieses Unternehmen.
Der Zweite Weltkrieg verschlug Horch in das oberfränkische Städtchen
Münchberg. Von dort aus nahm er nach dem Krieg lebhaft Anteil
an der Wiedergeburt der „Vier Ringe“ in Ingolstadt. August
Horch starb am 5. Februar 1951 im Alter von 83 Jahren. Er wurde
in seinem Geburtsort Winningen beigesetzt.
Trabant,
„Legende auf Rädern“
30.
April 1991. An diesem Tag rollt in der Montagehalle des
Sachsenringwerkes der letzte Trabant vom Band. Es ist das
3.690.099 Fahrzeug. Der pinkfarbene Kleinwagen erhält umgehend
seinen Ehrenplatz im Automobilmuseum „August Hoch“. Es ist
das letzte Kapitel der Geschichte einer „Legende auf Rädern“,
die 33 Jahre zuvor am 10. Juli 1958, mit der Serienfertigung
begonnen hatte.
Ein Jahr später. Die Stimmung in den Fertigungshallen des
Zwickauer Sachsenring-Werkes ist gedrückt. Die aufwändige
Produktion der Sachsenring-Limousine P 240 wird eingestellt. Die
bisher hier gefertigten LKW S 4000 in das Ernst-Grube-Werk nach
Werdau verlagert. Nicht wenige müssen ihren Arbeitsplatz
verlassen oder umsatteln.
Mit Regierungsbeschluss wird bei Sachsenring von nun ab nur noch
der neue Kleinwagen Trabant P 50 gefertigt. Es ist der erste
Kleinwagen der Welt, dessen Außenhaut aus Duroplast besteht. Da
es an Karosserieblech fehlt, haben die Zwickauer Automobilbauer
in mühevollen Versuchen aus einer Not eine Tugend gemacht. Das
Grundmaterial der Plastteile ist ein watteweiches Vlies aus
Baumwollfasern. Mit Phenolharz gemischt, wird es unter Hitze und
unheimlichem Druck in tonnenschweren Pressen steinhart. Sogar
ein namhafter englischer Automobilkonzern erwirbt vom
Sachsenring-Werk die Lizenz des neuen Verfahrens.
Dem legendären P 50 folgt acht Jahre später der
weiterentwickelte P 601. In über 26 Jahren werden mehr als 2,8
Millionen Fahrzeuge dieser Variante produziert. Der ganz große
Coup jedoch blieb den Zwickauer Autobauern versagt: der Trabant
P 603, das erste deutsche Vollheckfahrzeug. Ende 1968 war dieser
völlig neue Trabi serienreif, sechs Jahre bevor VW seinen Golf
auf die Straße schickte. Doch die Partei hatte längst den Sinn
für Autos verloren und blies zum Rückzug.
Karl
Esperstedt, Dampfkesselbau- und Bassinbauanstalt
Obwohl
nicht zu den Großbetrieben gehörend, konnte das von Karl
Erperstedt gegründete, an der Leipziger Straße 177 gelegene
Unternehmen eine beachtliche Produktpalette aufweisen. So wurden
unter anderem Dampfkessel jeder Größe, Braukessel,
Seifenkessel und Maischbottiche neben Blecharbeiten jeglicher
Art angeboten.
Um 1920 herum übernahm Emil Müller zunächst als Pächter, später
als Besitzer die Firma. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der
Betrieb in Volkseigentum über und wurde ab 1947 unter der
Bezeichnung „Kessel- und Apparatebau Zwickau“ der
staatlichen Industrieverwaltung unterstellt. Zu DDR-Zeiten
machte das Werk nochmals einen Wandel durch. So wurden hier über
einen längeren Zeitraum, als Zweigbetrieb des damaligen VEB
Kraftfahrzeuginstandsetzung, LKW-Fahrerhäuser regeneriert.
Damit endete die produktive Phase des Unternehmens.
Baumeister
Ernst Rascher
Zwickau
feierte 2003 „100 Jahre Neue Welt“. Ihr Baumeister heißt
Ernst Rascher (1860-1946). Er und sein genauso tatkräftiger
Sohn Emil (1889-1968) schufen besonders in Pölbitz eine Reihe
beispielgebender Wohnhäuser.
Nach Angaben von Bewohnern waren Raschers freundliche Leute, die
auch zeitweise Quartier für Bewohner gaben, die 1945 aus ihren
Wohnungen raus mussten weil dort US-Soldaten Quartier nahmen.
Das Familiengrab der Raschers mit den Zunftzeichen der Bauleute
ist auf dem Hauptfriedhof Sektion IV, Unterabt. IV, Grab 6 zu
finden.
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