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ÖFFENTLICHE
ANSTALTEN
Das
neue Gaswerk
Am 27. Februar 1853 flammten zum ersten Mal in den Straßen
Zwickaus die Gaslampen auf. Das Gas dafür lieferte ein
Gasometer am damaligen Schlossgrabenweg, dem heutigen
Dr.-Friedrichs-Ring. Doch bald sollte die Gasmenge nicht mehr
ausreichen. So machte sich vier Jahre später der Bau eines
zweiten Gasometers erforderlich. Mit dem Bau des dritten und größten
Gasometers auf dem Gelände der Gasanstalt, dem heutigen
sanierten Bauwerk wurde 1874 begonnen. Ein Jahr später war der
Rundbau fertiggestellt. Das Fassungsvermögen betrug 3000
Kubikmeter.
In dem gemauerten Rundbau befand sich eine nach unten offen geführte
Glocke, die bei voller Füllung bis an die Decke reichte.
Zwischen der Mauer und der Glocke befand sich ein Zwischenraum,
der mit Wasser gefüllt war. Im Winter wurde der Spalt mit
Alkohol aufgefüllt, um ein Festfrieren der Glocke zu vermeiden.
Das Gas wurde aus der Steinkohle erzeugt, die in Zwickau und
Umgebung reichlich vorhanden war. Als Nebenprodukte entstanden
dabei Koks, Teer und Ammoniak.
Bis zum 9. November 1900 wurde in dem Gasometer Gas erzeugt. Von
November 1893 an wurde das Gas in dem neuen Werk an der
Lessingstraße (später Walther-Rathenau-Str.), heute
Audistraße, erzeugt. Hier waren zwei Behälter mit einem
Fassungsvermögen bis zu 20.000 Kubikmetern errichtet worden.
Die
Straßenbahn
In Zwickau verhandelte 1890 der Rat der Stadt über den Bau
einer Pferdebahn vom Bahnhof zur Innenstadt. Zwei Jahre später
lag ein Gesuch des Konsortiums aus den Firmen Schuckert &
Co, Nürnberg und Leo Arnoldi, Wiesbaden vor, auf eigene Kosten
eine elektrische Bahn zu bauen, in Betrieb zu nehmen und
gleichzeitig die Einwohner mit elektrischem Licht zu beliefern.
Mit zwei Wagen wurde am 6. Mai 1894 der Straßenbahnbetrieb
zwischen Bahnhof und dem Hauptmarkt eröffnet. Am 19. Juli des
gleichen Jahres wurde der volle Betrieb auf der Strecke bis
Schedewitz (Stadtgrenze) aufgenommen. Am 16. Oktober 1897 wurde
die zwei Kilometer lange Anschlusslinie nach Marienthal dem
Verkehr übergeben, die am 7. Oktober 1904 um weitere 650 m bis
zum Gasthof „Marienthal“ verlängert wurde.
Am 3. April 1900 war die Strecke bis Cainsdorf und am 2. Juni
1900 bis Wilkau dem Verkehr übergeben worden. Noch im gleichen
Jahr, am 29. November, wurde auch die zwei Kilometer lange Linie
von der damaligen Bosenstraße nach Pölbitz in Betrieb
genommen.
Der ursprüngliche Zahlkastenbetrieb wurde am 13. Februar 1916
eingestellt und auf allen Linien der Schaffnerbetrieb eingeführt.
1921 wurden die Linien Poetenweg-Marienthal und Pölbitz-Bosenstraße
zu einer Linie vereinigt, die am 6. November 1924 bis zum
Heinrich-Braun-Krankenhaus verlängert wurde. Es folgte 1925 der
Kauf eines Grundstückes an der Schlachthofstraße, auf dem 1926
eine Wagenhalle von 25 m Spannweite und 1927/28 eine
Wagenwerkstatt mit Lagerräumen errichtet wurde.
Am 1. Januar 1929 gingen die technischen Werke der Stadt, das
Elektrizitätswerk, die Straßenbahn und das Gaswerk auf die
„Energie- und Verkehrs-Aktiengesellschaft Westsachsen“ (Evawe)
über. Der Straßenbahnbetrieb umfasste bei der Übernahme durch
die „Evawe“ folgende Linien:
Bahnhof-Schedewitz mit 3,56 km
Pölbitz-Marienthal mit 5,13 km
Bahnhof-Wilkau mit 7,24 km
Pölbitz-Krankenhaus mit 7,00 km
Das Verwaltungsgebäude befand sich seit der Übernahme des
Unternehmens durch die Stadt in der Stiftstraße 7. Auf der
Strecke Pölbitz-Krankenhaus war bereits vor 1933 begonnen
worden, die Gleise in Mittellage zu bringen; diese Arbeiten
wurden jetzt abgeschlossen.
Am 14. April 1945, wurde der gesamte Straßenbahn- und
Kraftwagenbetrieb wegen des bevorstehenden Einmarsches
amerikanischer Truppen gänzlich eingestellt. Auch der Straßenbahnbetrieb
hatte unter Bombeneinwirkungen, Granatenbeschuss und ähnlichem
schwer gelitten. Am 4. Mai 1945 war der Straßenbahnbetrieb auf
einigen Teilstrecken wieder aufgenommen worden. Nach Wilkau fuhr
die Straßenbahn allerdings erst ab 15. September 1945, denn
noch bis 1. Juli 1945 bildete die Mulde die Grenze zwischen der
sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone.
Nach der Zergliederung der „Evawe“ Ende 1949 entstanden der
„Energiebezirk Ost (EBO) Betriebsteil Zwickau“ und die „Verkehrs-AG
der Stadt Zwickau“, mit dem Rat der Stadt Zwickau als Rechtsträger
und per 1. Januar 1951 als VEB (K) Verkehrsbetriebe der Stadt
Zwickau. Im Jahr 1951 wurde das Gebäude Phillip-Müller-Str. 1
angekauft und die Verkehrsleitung untergebracht. Die restlichen
Verwaltungsteile wurden in die Schlachthofstr. 12 umgesetzt.
Eine eigene Telefonzentrale erhielt der Betrieb erst 1956 im
Zusammenhang mit dem Neubau des Pförtnergebäudes im Grundstück
Schlachthofstr. 12.
Am 10. Juli 1945 unterbrach das schwere Hochwasser den Straßenbahnbetrieb
bis 12. Juli auf der Linie 4 und bis 15. Juli auf der Linie 3.
Nach Wilkau wurde bis September Schienenersatzverkehr über den
Hammerwald eingerichtet, weil die Muldestraße stark beschädigt
war.
Am 1. November 1962 erfolgte die Linienverlängerung von
Haltestelle „Neue Welt“ bis Wendeschleife Pölbitz.
Am 3. Mai 1965 wurde auf der Linie 2, Pölbitz-Paulusstraße und
am 1. April 1966 auf der Linie 4, Pölbitz-Krankenhaus auf
OS-Betrieb (schaffnerloser Zug mit Zahlboxausrüstung)
umgestellt. In den Jahren 1967/68 erfolgte der grundhafte Ausbau
der Strecke der Leipziger Straße zwischen Neumarkt und
Barbarastraße. Die Linie 3 verkehrte ab 14. Februar 1975 nur
noch zwischen Hauptbahnhof und Wildenfelser Str. und wurde am
16. November 1975 eingestellt.
Der VEB (K) Verkehrsbetriebe der Stadt Zwickau wurde am 1.
Januar 1982 aus der kommunalen Verantwortung der Stadt Zwickau
herausgelöst und dem VE Verkehrskombinat Karl-Marx-Stadt
angegliedert.
Am 6. Oktober 1988 wurde die neue Zentralhaltestelle mit
Busbahnhof eingeweiht. Seit 2. Januar 1989 verkehrt die Linie 1
zwischen Pölbitz und Hauptbahnhof.
Im April 1990 löste sich der Betrieb aus dem Verkehrskombinat
Karl-Marx-Stadt heraus und firmiert als Städtischer Nahverkehr
Zwickau GmbH und per 1. Juli 1991 als Städtische
Verkehrsbetriebe Zwickau GmbH.
Ab 19. September 1992 verkehrte die Linie 1 vom Hauptbahnhof
nach Eckersbach.
Der
Pölbitzer Friedhof
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