Im Kontobuch lassen sich Gartenfeste für die Jahre 1966 Pfingsten und August, 1967, 1969, 1971, 1972, 1973, 1974, und 1980,
1981 nachweisen. Für die Jahre 1975, 1976 und 1977 ist keine direkte Ausweisung für Gartenfeste erfolgt, lediglich die
nicht näher bezeichneten Bareinzahlungen könnten für durchgeführte Gartenfeste sprechen.
Da die Sparte kein Gartenheim besitzt; hatte sich der Garten der Gartenfreunde Gerda und Alfred Erhardt zum zentralen
Punkt entwickelt. Im Garten der Erhardt’s wurde vorbereitet, gekocht und der Ausschank und Verkauf abgewickelt. Wochen
und Monate vorher wurde organisiert und herangeschleppt was irgend wie aufzutreiben war. Eigentlich drehte sich’s bei
Ehrhardt’s das ganze Jahr ums Gartenfest.
Tische und Bänke wurden gebaut, repariert, gestrichen, die Stromversorgung und die Festbeleuchtung wurde aufgebaut und
repariert. Gläser, Geschirr, Besteck, alles musste herangeschleppt und gewaschen werden. Der Organisationsaufwand war
unwahrscheinlich groß. Besonders die Beschaffung der Lebensmittel forderte hohes Talent und manche Flasche „Kumpeltot“
(akzisefreier Trinkbranntwein für 1,12 Mark der DDR, auch Schachterschnaps genannt) als „Schmierung“.
Die Tage vor und während des Festes waren neben Ausschank und Verkauf vom Zubereiten der Speisen begleitet. Zwiebeln und
Schaschlikfleisch wurden geschnitten und Fischsemmeln und Kartoffelsalat angerichtet.
Die Gartenlaube wurde vom Gartenfreund Erhardt extra umgebaut und mit zwei Verkaufsfenstern versehen. Ein Gartenschlauch,
angeschlossen im Keller des Wohnhauses Franz-Mehring-Str. 85 und über den Wäscheplatz in den Erhardtschen Garten gelegt,
diente der Wasserversorgung. Das Abwasser wurde mittels Pumpe und eines weiteren Gartenschlauches in den Bach beim
Brückner’schen Garten geleitet. So einfach wurde das in den 70iger Jahren geregelt.
Die Gartenfeste wurden natürlich von allen gesellschaftlichen Kräften des Wohnbezirkes mitorganisiert. In vorderster Linie
natürlich unterstützte die WPO (Wohnbezirkspartei-organisation) 092 der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands),
dessen 1. Sekretär Genosse Martin Prager und sein Nachfolger Genosse Robert Schrötter waren. Die Mitglieder der
Volkssolidarität unter Vorsitz des Genossen Otto Stöhrer und die Frauen des DFD (Demokatischer Frauenbund Deutschlands)
unter ihrer Vorsitzenden Ingrid Jugel später Hanna Meinhold, und die damaligen Blockparteien die in der Nationalen Front
zusammengefasst waren, deren Vorsitzender Herr Jesse war, unterstützten das Wohnbezirks- und Gartenfest tatkräftig.
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